Redebeitrag von FU*K am 19.11.2022 bei Reclaim The Night

Am 19. November 2022 haben sich Menschen aus Kassel für einem feministischen, antisexistischen Laternenumzug zusammengefunden, um die Straßen zurückzuerobern. Dabei wurde Raum geschaffen für Themen wie Sexismus und Queerfeindlichkeit im Alltag, den Auswirkungen der Energiekrise auf Frauen und Queers sowie die Solidarität mit den revolutionären Kämpfen im Iran. Hier findet ihr unseren Redebeitrag zu Übergriffen im Nordstadtpark:

Hallo, wir sind FU*K, das steht für Feminism Unlimited Kassel. Wir sind eine feministische Gruppe aus Kassel und werden im folgenden Redebeitrag auf die Übergriffe in der Nordstadt, vor allem im Nordstadtpark eingehen. Dieser Beitrag wurde aus einer weißen, endo-cis-Perspektive geschrieben, weswegen wir von einigen der benannten Gewaltverhältnisse nicht negativ betroffen sind. Gleichzeitig glauben wir betroffenen Personen, die von ihren Gewalterfahrungen berichtet haben, und zeigen uns solidarisch. Außerdem wollen wir eine Triggerwarnung für  Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung aussprechen.

Die Nordstadt, die als Zentrum linker Kasseler Bewegung gilt, ist für viele Menschen nicht sicher. Immer wieder passieren vor allem im Nordstadtpark sexistische, queerfeindliche und/oder rassistische Übergriffe. Für FLINTA*, queere Menschen und/oder BIPOC ist der Nordstadtpark folglich kein sicherer Ort. Das zeigt sich vor allem an den zahlreichen öffentlich gewordenen Vorfällen innerhalb des letzten Jahres.

So wurde erst vor etwas mehr als einem Monat eine Person auf der Fußgänger*innenbrücke zur Liebigstraße vergewaltigt. In der Öffentlichkeitsarbeit wurden zu diesem Übergriff sowohl von der Polizei als auch von der Presse queerfeindliche Narrative verwendet. Im Frühjahr wurde davon berichtet, dass sich ein Mann einer Frau gegenüber übergriffig verhalten hat. Die beiden kannten sich nicht. Als die Frau ihre Grenzen aufzeigte und ihn darum bat, aufzuhören, zog er sich vor ihr aus.

Vor einem Jahr haben bekannte Neonazis aus Kassel aus rassistischen, sexistischen und queerfeindlichen Motiven 2 Personen angegriffen. Daraufhin schwebte eine der angegriffenen Personen in Lebensgefahr. Die Personen wurden beleidigt und obwohl sie ein klärendes Gespräch suchten, wurden sie dann mit Bierflaschen angegriffen.

An diesem Beispiel zeigt sich, dass weder die Polizei noch der Notdienst Sicherheit bieten!

Als die Polizei nach dem Notruf eintraf, kam es erneut zu Auseinandersetzungen. Polizist*innen haben die verletzten Personen geschubst und transfeindliches Verhalten bei Aufnahme der Anzeige gezeigt. Auch im Krankenhaus machten die verletzten Personen diskriminierende Erfahrungen. Dieser Fall ist überhaupt erst publik geworden, weil eine der betroffenen Personen selbst an die Öffentlichkeit gegangen ist. Sowohl die Polizei, als auch die Presse hielten es nicht für nötig, darüber zu berichten.

Diese genannten Beispiele aus dem letzten Jahr sind dabei nur die traurige Spitze von Gewalt, die an die Öffentlichkeit gelangt – und in den meisten Fällen nur, weil sich Betroffene selbst dafür einsetzen. Täglich geschehen darüber hinaus sexistische, queerfeindliche und/oder rassistische Übergriffe in Kassel, die zur Folge haben, dass sich Menschen hier nicht sicher fühlen.

Deswegen brauchen wir: Mehr Verständnis für die Lebensrealität nicht-weißer und nicht cis-männlicher Personen! Mehr Beleuchtung, nicht nur an Straßen, sondern auch auf Wegen und Grünflächen! Ein Sicherheitsnetzwerk unabhängig von Polizei und Sicherheitsorganen, das nicht dazu dient, die Herrschenden Verhältnisse aufrecht zu erhalten, sondern tatsächlich auf die Bedürfnisse der von Gewalt betroffenen Menschen ausgerichtet ist! Lasst uns die Straßen zurückerobern!

Danke an ROSA Kassel für die Organisation!

Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.

Nach oben ↑